Die Zwerge im
Dedenhäuser Wallberge
Am Westrand des Dorfes
Dedenhausen liegt der Rest einer alten Wallburg. Von dieser Stätte erzählt der
Volksmund eine hübsche Sage.
Tief
unten, im Schoße des Wallberges wohnte vor Zeiten ein kleines Zwergenvolk. Die
Zwerge schmiedeten mit großem Fleiße aus Gold, Silber und Edelsteinen kostbare
Kleinodien. Von der Hitze des Schmiedefeuers gediehen die Bäume auf dem
Wallberge so gut, daß es eine Lust war, die glatten Stämme und die mächtigen
Baumkronen anzuschauen. Unermüdlich waren die kleinen Männchen tätig, und nur
selten stiegen sie aus der Tiefe herauf. Niemand bekam sie zu Gesicht, denn sie
trugen dann ihre Tarnkappen. Waren sie einmal an die Erdoberfläche gekommen,
dann merkte es nur ihr Nachbar, der Bauer von Platen-Schraders Hofe. Mit dem
hielten sie gute Nachbarschaft. Sie putzten den großen verrußten Wasserkessel,
der über dem offenen Feuer des aus Kieserlingen aufgemauerten Herdes auf der
langen Diele am eisernen Feuerhaken hing. Ja, sie legten obendrein noch ein
blankes Goldstück hinein. Kein Wunder, daß der Bauer sich darüber freute,
denn die blitzenden Goldfüchse konnte er gut gebrauchen, wenn er den Zehnten an
die Pfarre zahlen mußte.
Ausnahmsweise stellten sich
die Wichtelmänner auch ein, wenn sie wußten, daß sie helfen konnten; es waren
gute Heinzelmännchen. Sollte ein Schlachtfest sein, so war am Morgen, ehe der
Hausschlachter kam, alles von ihnen vorbereitet. Das Brennewasser siedete im großen
Kessel. Brennetrog und Schlachtetisch standen, tip-top sauber geschrubbt, zu
ihrem Dienste bereit. Dafür erhielten sie am Abend, wenn das Schlachtefest zu
Ende ging, ein paar kleine Würste. Ach, wie sah das putzig aus, wenn die
unsichtbaren Männchen mit den Würsten, die man doch sehen konnte, abzogen.
Beim Dreschen rief es leise
vom Balken: „Midde helpen? Midde helpen?“ Verwundert sahen die Leute, wie
das Stroh von selber in die Banse wanderte. Da waren die Zwerge an der Arbeit.
Als Lohn für ihre Mühe nahmen sie kleine Beutel voll Korn mit in ihr
unterirdisches Reich. Einmal im Jahre, in der geheimnisvollen Woche vor
Weihnachten, hielten sie Einkehr beim Nachbarn im Schulhause. Auf dem großen
Schulboden klopften, hämmerten und sägten sie mit großem Eifer mehrere Nächte
lang, dann bastelten sie Spielzeug für den Weihnachtsmann. Jedes nach unten
klingende Geräusch wurde in dieser Zeit von den lauschenden Kindern aufmerksam
beachtet.
Eines Tages waren die guten
Zwerge plötzlich verschwunden. Man glaubt, daß sie den Lärm, den die Züge
auf der Berliner Eisenbahnstrecke verursachten, nicht vertragen konnten. Aber
immer noch zeigen sich die Kinder, die im Sommer auf dem Wallberge spielen, den
Eingang ins Land der Zwerge.
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