Der Speer- oder Schildbaum

Am Wege von Hohenhameln nach Bierbergen liegt ein kleines, von einer Hecke eingefriedigtes Wäldchen. Eichen und Eschen wachsen darin. Vor kaum zwanzig Jahren stand dort auf der Mitte eines Hügels ein uralter Baumstamm, der Speer- oder Schildbaum. Seine Blätter rauschten geheimnisvoll, als wollten sie die Geschichte von den drei Speerspitzen, die in seinem Stamme steckten, erzählen. Wir lassen uns von einem Alten, der am Fuße des Stammes gesessen hat, erzählen, was es darüber zu berichten gibt.

Vor vielen Jahrhunderten, als die Straßen im deutschen Lande noch nicht so sicher waren als heute, da geschah es eines Tages, daß dort in der Nähe ein Mann überfallen wurde. Er trug keine Waffe bei sich, um sich wehren zu können. Was blieb ihm zu tun übrig, wenn er sein Leben retten wollte? Wohl oder übel mußte er, ganz gleich ob er ein tapferer Mann war oder nicht, sein Heil in der Flucht suchen. Noch lebte in ihm die Hoffnung, daß er irgendwo Unterschlupf oder Hilfe finden würde. Aber der Feind war schneller, als er gedacht hatte, und holte ihn bald ein. Da flüchtete der Verfolgte in dieses Wäldchen und suchte Zuflucht hinter jenem Stamme und der gewährte ihm wirklich Schutz. Als der Räuber drei Speere nach ihm schleuderte, fing der Baumstamm alle drei auf und rettete dem Bedrängten so das Leben.

Die drei Speerspitzen saßen bis zuletzt in der Rinde des Stammes, der sich wie ein Schild vor den Mann gestellt hatte. So erhielt er den Namen:

Schild- oder Speerbaum.