Der Frosch von Hohenhameln

Vor etwa dreihundert Jahren sind einmal in Hohenhameln zwei Frösche in der Vorratskammer des damaligen Pastoren Schrekker in einen Milchtopf geraten. Es blieb den beiden keine Zeit, ihr Unglück zu beklagen. Sie mußten am Rande des Gefäßes herumschwimmmen und mit allen Mitteln versuchen, aus dem „Potte“ heraus zu kommen. Da sie aber keinen festen Untergrund fanden, der ihnen zum Absprung Halt hätte geben können, mußten sie vergeblich strampeln. Der eine von ihnen sagte zum andern: „Was hilft hier alles Mühen, ertrinken müssen wir ja doch!“ Er tat seinen letzten Quak und versank. Das meinen leider auch viele Menschen, die von eigener Hilfe nichts halten, sondern alles von andern erwarten und darum verzagen und verzweifeln, wenn da nichts geschieht.

Ganz anders der zweite Frosch! Er ließ die Hoffnung nicht sinken. Immer wieder riß er seine Kraft zusammen, schwamm und strampelte die ganze Nacht hindurch und siehe, seine Ausdauer wurde belohnt. Als das erste Morgenlicht über den Rand des Milchtopfes lugte, merkte er plötzlich, daß unter seinen langen Hinterbeinen etwas in der Milch hart und fest geworden war. Er saß auf einem Butterklumpen, der sich durch die andauernden Beinbewegungen gebildet hatte. Nun genügte noch eine letzte Anstrengung, und der Topfrand war erreicht. Die goldene Freiheit lag vor ihm. Durch unermüdliche Ausdauer hatte er sie sich erkämpft.